Rezension: Sog von Yrsa Sigurdardóttir (Huldar & Freyja #2)

Yrsa Sigurdardottir SogKommissar Huldar ist nach seinem ersten Abenteuer in „DNA“ vom Chefposten ans Ende der Nahrungskette in der Mordkommission geraten und bekommt einen eher kleinen Ermittlungsauftrag. In der Zeitkapsel auf dem Grundstück einer Schule wurden die Aufsätze einer ganzen Klasse ausgegraben, von denen einer eher unüblich ist: Es liest sich wie eine Todesliste mit Initialen von Opfern. Als der Kommissar entdeckt, dass eventuell eine Verbindung zum großen Fall der Mordkommission besteht hat er einen guten Grund, Kinderpsychologin Freyja anzufordern, die nach dem letzten Abenteuer der beiden auch nicht so gut dran ist, in ihrem Job. Die beiden treffen bald das Kind, welches diesen Aufsatz vermutlich verfasst hat und stoßen bald auf ein lange zurückliegendes Verbrechen vom Vater des Jungen: Der Mord an dem kleinen Mädchen Vaka. Während über diesen Fall in den Archiven erstaunlich wenig Informationen zu finden sind, tauchen Hände, Füße, Särge und noch vieles mehr auf..
Stil, Machart, Meinung
Das erste Buch um die Psychologin und den Kommissar hat mich sehr gut unterhalten und ich habe 5 Sterne vergeben. Im zweiten Buch knüpft die Autorin einige Zeit nach dem Band an. Beide Hauptdarsteller haben unter den Folgen gelitten – die verwirrenden Gefühle für einander haben sich jedoch nicht verändert. „Es ist kompliziert“, wie man so schön sagt. Trotz aller Kompliziertheit sind die beiden ein gutes Team für Ermittlungen und auch sonst sehr gute Charaktere, mit denen sich wohl auch so mancher identifizieren kann. Es sind keinesfalls Helden ohne Ecken und Kanten.
Wie man es von der Autorin gewohnt ist, werden Ermittlungen der Gegenwart geschickt mit Vorfällen aus der Vergangenheit verknüpft – die Recherche ist dabei nicht langweilig, sondern ganz im Gegenteil interessant und gut gestaltet. Es ist ganz klar ein Thriller, wie gesagt mit besonderem Augenmerk auf die Vergangenheit und vielen Krimielementen. Der Leser kann einiges erahnen oder rätseln, wird allerdings von Wendungen überrascht. Es ist kein seichter Landhauskrimi sondern lebt auch von der Kreativität der Autorin mit einem Hang zu ..sagen wir mal.. ungewöhnlichen und brutalen Morden. Nichts für schwache Nerven. Der Schreibstil ist gewohnt fluffig, einerseits geht es rasant voran, andererseits gibt der Blick in die Vergangenheit ein seichteres Tempo vor. Ich mag die Balance der Autorin: Keine Ausschmückenden Sätze und Worte die mich langweilen, dafür aber trotzdem vielschichtige Perspektiven und Personen.
Wichtig zu sagen: Dieser Band kann zwar auch solo gelesen werden, ich empfehle bei dieser Serie jedoch auf jeden Fall, chronologisch vorzugehen und bei Band 1 anzufangen. Wie gesagt: Man kann nur die Ermittlungen hier natürlich auch so lesen, aber für die Hauptfiguren und deren Hintergrund wäre das Vorwissen aus „DNA“ schon gut. Da Band 1 total super ist, ist diese Empfehlung ja auch nichts Schlimmes. Dieser Band hier kommt schon fast an den Vorgänger heran, ich finde die erste Geschichte jedoch von den Morden und Recherchen her noch etwas herausragender. Bei diesem Band hatte ich zusätzlich leichte Probleme, sofort in jedem neuen Absatz einzuordnen um wen es sich da grad handelt – an die isländischen Namen muss ich mich wohl noch gewöhnen.
Was lernen wir daraus?
Wer einen grandiosen Auftakt zu einer Reihe schreibt, hat es natürlich mit den Folgebänden schwer. Dieser Band ist für mich wie gesagt nicht ganz so gut wie der erste, meine Erwartungen hingen aber auch sehr hoch. Für sich ist „Sog“ super. Die angespannte Beziehung der Hauptpersonen macht es auch für einen Folgeband spannend, das ist sehr gut angelegt. Die zukünftigen Fälle sind jedoch etwas eingeschränkt in der Wahl der Themen. Da ein Kommissar mit einer Psychologin im Kinderhaus zusammenarbeitet, bleibt ja eigentlich nur das Thema „Kinder als Opfer“ übrig. Da die Autorin jedoch sehr kreativ ist was Morde und Recherchen angeht, bin ich dann aber doch wieder recht sicher, dass sie diese Einschränkung zur guten Unterhaltung umgeht. Falls sich die Fälle dann im Kern allerdings in jedem Folgeband ähnlich sehen und die Hauptpersonen auch immer ein kompliziertes Verhältnis zueinander haben, dann wäre das natürlich etwas schwach.
Fazit
Ich vergebe 4 Sterne, da ich dieses Buch im Vergleich zum Vorgänger etwas schwächer finde. Trotzdem ist das Buch gut, ein rasanter und spannender Thriller für beide Geschlechter – aber nichts für schwache Nerven. Ein besonderes Merkmal ist die gute Verbindung von einer aktuellen Ermittlung mit Geschehnissen in der Vergangenheit. Wie gesagt sollte man mit Band 1 anfangen, bevor man sich in den „Sog“ dieses Buches ziehen lässt. Die Autorin hat auf jeden Fall wieder einmal bewiesen, dass ich sie zu recht auf der Liste meiner Lieblingsautoren habe..

Hier geht es zu meiner Rezension von Band 1 „DNA“

Hier gibt es die Details zum Buch auf der Verlagsseite

4 Antworten auf „Rezension: Sog von Yrsa Sigurdardóttir (Huldar & Freyja #2)

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  1. Ich habe „SOG“ erst vor wenigen Tagen beendet und fand es auch gut, aber im Vergleich zu Yrsa Sigurdardottirs anderen Büchern finde ich die Huldar/Freyja-Reihe insgesamt doch noch etwas schwächer. Im ersten Band konnte ich mit den Hauptfiguren noch nicht viel anfangen, mit dem zweiten Band ist es etwas besser geworden. Trotzdem finde ich das Verhalten der Charaktere manchmal noch etwas seltsam, vor allem auch was z.B. die Geschichte um Freyjas Bruder betrifft.

    Was das Konzept der Reihe betrifft habe ich mir auch schon ähnliche Gedanken gemacht. Ich hoffe wirklich dass die Autorin hier genug Ideen hat und dass sie sich mit dem Kinderheim nicht zu sehr auf eine Art von Fällen festgelegt hat 😀

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