Rezension: Die Reinheit des Todes – Vincent Kliesch (Kern #1)

Die reinheit des Todes Vincent KlieschDer Putzteufel geht um! Leider nicht in meiner Wohnung, aber wenn man die mörderischen Nebenwirkungen der von ihm geschaffenen Reinheit bedenkt, dann ist das wohl auch ganz gut so. Denn der Kerl fängt erst an zu putzen, wenn er sein Opfer in der eigenen Wohnung getötet und nach eigenem Geschmack eingekleidet hat. Dann scheint er wirklich die ganze Nacht zu putzen. Und genau deshalb tappen die Ermittler schon länger im Dunkeln, es gibt einfach keinerlei verwertbare Spuren. Kommissar Kern wird ins Team gerufen, um frischen Wind in die Ermittlung zu bringen. Er hat allerdings auch einen kleinen Knacks von seiner letzten großen Ermittlung davon getragen, in der er einen fünffachen Mörder zwar aufspüren konnte – eine Verurteilung aber nicht gelang. Nun muss er zu alter Form zurückfinden und den Putzteufel finden. Nebenbei muss er sich dann auch noch seinem Gegenspieler stellen..

Stil, Machart, Meinung
Dieser Thriller steigt nicht bei Mord Nummer 1 ein, sondern gleich beim Dritten. Sofort befindet sich der Leser ohne weitere Umschweife am Tatort und erfährt geschickt alles, was er über den aktuellen Stand der Ermittlung wissen muss. Sofort erlebt man das Geschehen aus der Perspektive von Kommissar Kern, der Hauptperson.
Aber da gibt es noch andere Perspektiven, so wird man beispielsweise sehr früh aus der Perspektive des Mörders darüber informiert, was hinter den Taten steckt. Zunächst tappt man in äußerster Dunkelheit, nach und nach wird diese durch kleine Häppchen mit Informationen erhellt. Die Perspektive der Mutter des Mörders erklärt zusätzlich, dass der Täter ein Täter ist, weil er vorher Opfer war. Das finde ich sehr gelungen. Die Perspektiven vom guten und bösen Kerl sind bekannt und bewährt, aber diese weitere Ebene finde ich sehr gelungen!
Eine weitere Verwicklung, die noch mehr Würze in die Sache bringt, ist die Vergangenheit des Kommissars, die wieder ganz aktuell wird. Denn sein ehemaliger Widersacher, der 5fach-Mörder Tassilo, plant eine Buchveröffentlichung und möchte Kontakt mit Kommissar Kern aufnehmen. Der hat immer noch dran zu knabbern, dass der Mörder nicht hinter Gittern sitzt und hat deshalb schon seine Frau und seine Tochter verloren (sie sind ausgezogen). Nun muss er sich den vielen Presseanfragen stellen..
Ansonsten ist dieser Thriller sehr fluffig geschrieben. Der Plot ist sehr gut, die Personen sind allesamt sehr gut und lebhaft dargestellt und der Wettlauf gegen die Zeit schraubt die Spannung in die Höhe. Ich war fix durch und auch das Ende hat mich nicht enttäuscht.

Die Reihe
Dieses Buch ist das Thriller-Debüt von Vincent Kliesch aus dem Jahre 2010. Mittlerweile sind schon zwei weitere Bände der nun abgeschlossenen Trilogie erschienen, und zwar 2011 „Der Todeszauberer“ und 2012 „Der Prophet des Todes“. Damit ist die Reihe, in der es um Kommissar Kern und seinen Gegenspieler Tassilo geht, dann abgeschlossen.
Ich hatte übrigens zuvor schon den zweiten Band der nächsten Reihe um Severin Boesherz gelesen (hier die Rezension dazu!) und war begeistert, obwohl ich später eingestiegen war. Der Autor trifft meinen Geschmack und dieses Buch hier ist nicht das Ende meiner Lesebeziehung zu Vincent Kliesch..

Was lernen wir daraus?
Ich bin ein Fan von der Perspektive des bösen Buben, denn so erfährt man einiges über die Beweggründe und ist den Ermittlern gefühlt irgendwie einen Schritt voraus. Der Autor muss allerdings vorsichtig sein: Diese Perspektive darf nicht zu viel verraten! Vincent Kliesch hat sich hier entschieden, den Killer namentlich sofort zu nennen. Bei Krimis, in denen der Leser mit dem Ermittler den Killer aus einem abgegrenzten Personenkreis erraten muss oder bei Geschichten, in denen der Mörder gleichzeitig irgendwie bekannt ist, muss man das natürlich ganz vorsichtig machen: interessante Informationen geben, ohne die Identität zu verraten. In diesem Thriller hier finde ich besonders gelungen, dass die Perspektive der Mutter manchmal erwähnt wird. Denn dadurch sieht der Leser den Täter als Opfer, und es erschließt sich einiges.
Eine weitere Lektion erteilt dieser Thriller in Sachen „Gegenspieler“. Natürlich hat ein Ermittler in einem Thriller meist den Mörder als Gegenspieler, hier hat der Kommissar direkt mal zwei. Und das geht auch sehr gut, denn der eine Killer ist aus dem vergangenen Fall und der andere ist neu. Hier möchte ich nicht zu viel Spoilern, aber ich muss sagen: Ich bin gespannt, wie es mit dem Gegenspieler über die gesamte dreiteilige Reihe weitergeht, denn dieser ist sehr gekonnt in die Geschichte eingewoben und, sagen wir es mal so, nicht nur unsympathisch. Diese Graustufe ist gut ausbalanciert und bietet großes Potential.

Fazit
Ich gebe 4 Sterne und empfehle das Buch uneingeschränkt weiter. 5 Sterne hätten noch irgendwie einen ganz kleinen Tick mehr gebraucht, damit ich in absolute Begeisterung verfalle. Ein toller Thriller, super geschrieben, spannend, lebendige Figuren, gut gestalteter Plot und als Debütroman wirklich absolut vielversprechend. Kleine Anekdote am Rand: Nach dem ersten Viertel war ich tatsächlich inspiriert und habe erst einmal Küche und Badezimmer geschrubbt. Ein guter Nebeneffekt..!

Ein Klick auf diesen Link führt euch direkt zur Info-Seite von diesem Buch auf der Verlagshomepage!

2 Antworten auf „Rezension: Die Reinheit des Todes – Vincent Kliesch (Kern #1)

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